Afghanistankrieg

 

 

Triptychon
 
Du sollst dir das einmal vorstellen:
Im strahlenden Sonnenschein
traben Tausende durch die Innenstadt –
Shopping!
In Berlin trinken ein paar Politiker Champagner –
Wahlparty!
In Kundus erschießt sich ein deutscher Soldat,
weil er Heimweh hat.
Perverser kann eine Gesellschaft nicht sein.

 

 

Im Kriege nichts Neues!


Eine Uniformjacke, ein Stahlhelm,
eine Kugel oder ein Granatsplitter -
in dunkler Nacht!
Eine aufgerissene Bauchdecke,
quellende Eingeweide und Blut.
Verlorene Jugend, verlorenes Leben.
Eine weinende Mutter -
Machtgier und menschlicher Wahnsinn -
die Ursachen!

 

 

Soldatengottesdienst

 

 

Der Bischof spricht vor uns von Gott,

dem Herrn, der uns behüte,

der Trost und Gnade uns gewährt

in seiner großen Güte.

 

In Demut beugen wir die Knie

und singen fromme Lieder.

So mancher, der hier niederkniet,

der kommt wohl nimmer wieder.

 

Was wird uns hier von Pflicht und Sünd’

so alles vorgetragen?

Wir machen unsre Augen zu,

erlaubt sind keine Fragen!

 

Wie hat der Bischof mich belogen?

Ich liege unter Stahl verbogen,

halt’ meine Eingeweide.

Wo bist du, Bischof, bist du, Christ,

wenn ich den Tod erleide?

 

Wo warst du, als ich tötete

die Frau, den Mann und auch das Kind?

Als dann mein Kamerad verbrannte,

mein Nachbar einfach explodiert‘?

Und warum wird, verdammt, ein Mörder,

am Ende noch als Held hofiert?

 

Nein, dein Gebet, tief in der Nacht,

hat nicht gewonnen unsre Schlacht.

Und Bischof, seh’ ich deine Messe

und deinen Trauergottesdienst,

dann halt’ doch besser deine Fresse,

der Friede ist nicht dein Verdienst.

 

Von drauß vom Walde komm ich her

 

Von drauß vom Walde komm ich her,

hab‘ Taliban erschossen,

da freuen sich Politiker und

sicher die Genossen.

 

Die kennen keinen Weihnachtsbaum

und keine Jesus-Krippe.

Dem kleinen Jungen rammte ich

mein Messer in die Rippe.

 

Am Heiligabend rauche ich

belobigt einen Joint.

Ein wenig Heimweh habe ich –

genauso wie mein Freund.

 

Das Oberhaupt kam zu Besuch,

hat pastoral gesprochen.

Und unser Oberst wäre fast

ihm in den Arsch gekrochen.

 

Wir feiern unterm Weihnachtsbaum

mit Cola, Schnaps und Bier.

Und nur in unsrem kleinen Zelt

sind große Helden wir.

 

Von drauß von Kabul komm‘ ich her,

geh‘ in die Psychiatrie.

An meinem Schicksal trag ich schwer,

geglaubt hab‘ ich das nie.