Gedichte:

 

Auf dem Viehmarkt

 

Hier gibt es rote, braune Tiere

und grün quakt fröhlich noch ein Frosch.

Am Haken hängt ein totes Rebhuhn,

getroffen von dem Schrotgeschoss.

 

Es bellen Köter, zeigen Rasse,

der Ochse brüllt ein christlich‘ Lied.

Der Metzger schwingt auf der Terrasse

das Beil zu einem letzten Hieb.



Es meckern Ziegen, blöken Schafe,

der rote Hahn hat sie geweckt.

Erwacht aus einem tiefen Schlafe

ein drohend‘ Schicksal wird entdeckt.

 

Vom Turm erschallt der Glockenklang,

der Markt geht nun zu Ende.

Ein Dichter schreibt den Abgesang –

und leer sind unsre Hände.  

 

Das Chamäleon

Es gibt so ein Chamäleon,

man hört ja ziemlich oft davon.

Um nicht zu sehr, zu oft zu darben,

verändert es recht schnell die Farben.

 

Es tarnt sich schwarz,

auch rot und grün,

es gilt nicht als besonders kühn.

Gerät es mal in große Not,

stellt es sich schlicht und einfach tot.

 

Dem Feind zeigt es nicht gern die Stirn,

dazu hat es zu wenig Hirn.

Es tarnt sich lieber, bläst sich auf,

es wendet zügig seinen Lauf,

bleibt trotzdem dabei doch recht stur,

na, schön – so überlebt es nur.



Es ist dramatisch nicht sehr viel

an diesem putzigen Reptil.

Gefährlich ist‘s und leider dämlich,

dass mancher Mensch ist ihm so ähnlich.

Und dies erzeugt besonders Hitze,

steht dieser an Regierungsspitze.

 

Der Gottesdienst am Weihnachtsmarkt

 

O, Herr, wir sind vereint,

das ganze Land, es weint.

Wir sind voller Gedenken

und unsre Medien lenken.

 

Es ist, o Herr und Vater,

ein ekliges Theater.

Nun bitten sie um Frieden,

dass sich die Balken biegen.

 

Die Kirche, voll mit Prominenz,

Ministern und der Eminenz,

sie alle sind betroffen,

doch ist das Schicksal offen!

 

Die Stunde schlägt der Heuchelei,

und jeder Pfaffe ist dabei.

Es fließen Worte,  keine Tränen,

doch ist’s zum Heulen und zum Gähnen.



Sie lügen, lachen immer nett

im Schloss bei einem Staatsbankett.

Wir sind verraten worden

und Zwölfe sind gestorben.


Der Mörder kam aus fremdem Land,

durch ihren Leichtsinn unerkannt.

So musste es denn kommen,

denn Macht macht wohl benommen!

 

 

Der rote Wind

 

Ein roter Wind weht übers Land,

setzt Dörfer, Städte nun in Brand.

Er bläst in eine Richtung nur

für Meinungsmache und Zensur.

 

Wer diesen Wind jetzt hat entfacht,

aus Angst vor dem Verlust der Macht,

um seinen Willen durchzusetzen,

der wird es ernten  - das Entsetzen!

 

Denn dieser Wind, der uns nun nährt,

bewirkt, dass es im Volke gärt.  

Er zwingt die Freiheit in die Knie

jedoch gewinnen wird er nie.

 

Die Freiheit ist die Kraft des Streites

über das Dumme und Gescheites.

Es siegt das bessre Argument -

und nicht, wer eine Meinung hemmt.

 

Das Handeln in Vernunft steht vorn

und es erhebt sich Volkes Zorn,

wenn wer versucht, es zu betrügen

und zu verschweigen - gar zu lügen.

 

So sei man trefflich auf der Hut

vor Volkes Zorn und Volkes Wut.

Der rote Wind, der rote Wind

erzeugt meist immer Gegenwind.

 

Die große Wahl

 

Es kommt die Zeit der großen Wahl

mit Propaganda und Moral,

mit vielerlei Versprechen,

die oft sehr schnell zerbrechen.



Zunächst jedoch wird festgelegt,

wer Böses in der Welt bewegt,

wer stets nur lügt und meistens spinnt

 und wer die wahrhaft Guten sind.

 

Es liest sich das Parteiprogramm

mit allem, was man will und kann,

recht häufig wie ein Hirtenbrief

aus Kirchengruft und Bürgermief.

 

Um achtzehn Uhr schließt das Lokal,

der Wähler hatte seine Wahl

und das Ergebnis oft bestürzt,

weil nun die Aussicht ist verkürzt.

 

Ein Bündnis wird jetzt flott gedrechselt,

die Intention, sie wird gewechselt.

Wer Hoffnung hegte, der ist dumm

und wer gewählt hat, bleibt jetzt stumm.
 

An einem Tag ist es passiert,

den Souverän hat’s nicht geniert.

Er kann nun Jahre nichts mehr wagen,

weil andere das Sagen haben.