Erika
Im Bade summt die Erika
mit Inbrunst seichte Lieder.
Ins Wasser sinkt ihr süßer Traum,
ihr Otto kommt nicht wieder.
Die Erika im Fliederschaum,
von Jugend an verzogen,
hat über Zeit und über Raum
fast jeden Mann belogen.
Im Kopf, im Herzen ziemlich schwach,
fand sie zur Ehrlichkeit nur selten.
Sie bastelte am Ungemach
in ihren eig’nen Welten!
Die Menschen waren ihr egal,
ob Freunde, ob Verwandte.
Zu dumm, zu komisch, arrogant
war jeder, den sie kannte.
Es war die Angst, die sie antrieb,
bloß niemals zu versagen.
Und niemand hatte sie je lieb,
so hörte man sie klagen.
So war denn klar, was Erika
am Ende musst‘ erleben.
Wer niemals gibt und niemals liebt,
dem kann man nicht vergeben.
Auf dem Viehmarkt
Hier gibt es rote, braune Tiere
und grün quakt fröhlich noch ein Frosch.
Am Haken hängt ein totes Rebhuhn,
getroffen von dem Schrotgeschoss.
Es bellen Köter, zeigen Rasse,
der Ochse brüllt ein christlich‘ Lied.
Der Metzger schwingt auf der Terrasse
das Beil zu einem letzten Hieb.
Es meckern Ziegen, blöken Schafe,
der rote Hahn hat sie geweckt.
Erwacht aus einem tiefen Schlafe
ein drohend‘ Schicksal wird entdeckt.
Vom Turm erschallt der Glockenklang,
der Markt geht nun zu Ende.
Ein Dichter schreibt den Abgesang –
und leer sind unsre Hände.
Betrüger
Ein Mensch, wenn er nicht ehrlich ist,
nur Spott und Hohn auf andre gießt,
der glaubt, er käme so durchs Leben,
die andren würden ihm vergeben
und Lug und Trug wären gar schick,
der bricht sich leicht mal das Genick.
Nach außen freundlich und gar bieder,
singt er recht gerne fromme Lieder.
Gibt oft der Welt und sich den Schein,
ein guter Mensch ja wohl zu sein.
In seinem Innern kocht jedoch
der schwarzen Seele großes Loch.
Dies wird dann einmal aufgedeckt,
so gut sich Lüge auch versteckt,
so sehr die Schwäche sich verbrämt,
am Ende, das ist unverschämt,
erwächst eine Gelegenheit,
die bringt ihn in Verlegenheit.
Nun, wird die Lüge offenbar,
verringert sich der Freunde Schar.
Voll Ekel wenden sie sich ab,
oft im Galopp und nicht im Trab.
Zurück bleibt einsam unbelehrt,
wer sich der Wahrheit hat verwehrt.
Herbst
Die letzten Worte sind gesagt,
die Sonne wärmt nicht mehr.
Die Ernte ist nun eingebracht,
die Wiesen stehen leer.
Das Laub, so bunt im Todeskampf,
schmückt nicht mehr viele Bäume.
Verflogen sind wie Wasserdampf
so manche Lebensträume.
Ach, käme doch das Glück zurück
in diesen dunklen Tagen.
Ein kurzer Weg, ein kleines Stück -
und alles würd‘ ich wagen.