Politische Gedichte:
Der Arbeitgeber
Ich hatt‘ ‘nen Arbeitgeber,
der ging mir an die Leber,
der schlug mir auf den Magen.
Ich konnt‘ ihn nicht ertragen.
Er könnt‘ mich engagieren,
begann er zu parlieren,
wär‘ ich nicht homosexuell
und sicher nicht eventuell
ein Christ mit falschem Glauben –
das könnt‘ er nicht erlauben.
Arbeit würd‘ er vergüten,
doch müsste ich mich hüten,
Tariflohn zu erfragen.
Auch könnt‘ ich es nicht wagen,
Gewerkschaftler zu sein,
dazu wär seine Kirche
sich doch ein Stück zu fein.
Ja, wenn ich noch geschieden wär‘,
käm‘ gar nicht ich in Frage.
Nein, nein, so einfach ging das nicht,
in wilder Ehe lebt man nicht.
Was für ein Staat, so dachte ich,
der solche Pharisäer
und „Demokraten“ kennt,
der offenbar bis heute
das Recht wohl hat verpennt.
Lebenskreise
Heiter tanzen wir im Kreise,
gehen auf die Lebensreise,
unbeschwert im Neonlicht,
kennen noch den Wahnsinn nicht.
Spielen Poker mal im Net,
das ist cool und auch ganz nett.
Noch schert uns nicht arm und reich,
wie es scheint, sind alle gleich.
Bumm, bumm, bumm macht die Musik,
Caipiriniah! Wir sind schick.
Jenny macht bald ihr Examen.
Jonas denkt mehr ans Besamen.
In der Welt derweil geschieht,
was man so im Kino sieht:
Hier ein Krieg und dort ein Mord
und zur Weihnacht Gottes Wort –
alles heiter und mit Spaß,
die Fabrik macht Nervengas.
Schnell vorbei ist dann die Jugend
und getanzt wird nimmer mehr.
Auch die Drinks verträgt die Leber
nur mit Bumm - und ziemlich schwer.
Mancher schaut vielleicht zurück
auf ein fraglich Lebensglück.
In der Welt derweil geschieht,
was man so im Kino sieht:
Hier ein Krieg und dort ein Mord
und zur Weihnacht Gottes Wort –
alles heiter und mit Spaß,
die Fabrik macht Nervengas.
Wo war also unser Ziel
in dem coolen Lebensspiel?
Wo war Fortschritt? Wo war’s nett –
im so schnellen Internet?
Wer ist arm und wer ist reich,
wo sind alle ziemlich gleich?
Wo, wenn dann der Krieg vor Ort,
war ein helfend Gottes Wort?
Was half uns in unsrem Leben?
Welche Werte hat’s gegeben?
Korruption gab es en masse,
in der Stadt riecht es nach Aas!
Irgendwo in dieser Welt
wird das Gas noch hergestellt.
Heiter tanzt jetzt neu im Kreise,
wieder auf der Lebensreise,
zu bumm, bumm und lautem Ton
unsre Tochter, unser Sohn.
Und im Kreise dreht sich eben
noch einmal ein neues Leben.
Stell‘ dich nicht so an…
Stell‘ dich nicht so an –
wenn es keine Kindergartenplätze gibt.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du nur einen Zeit-Job bekommst,
wenn du umziehen musst,
um überhaupt einen Job zu bekommen.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn der Unterricht ausfällt,
ein Lehrer dir was anderes sagt als seine Kollegin.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du nicht die Lehrstelle bekommst, die du möchtest,
sei froh, wenn du überhaupt eine bekommst.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du in der Vorlesung mit 900 anderen Studenten sitzt.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du 300 Bewerbungen schreiben musst.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du nur ein unbezahltes Praktikum bekommst.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du bei einer Firma anrufst
und es 20 Minuten dauert, bis dir ein Mitarbeiter antwortet –
und dir nicht hilft.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn du um dein Recht kämpfen musst.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn Politiker dir das Blaue vom Himmel erzählen.
Stell‘ dich nicht so an –
wenn wir überall Krieg führen,
unsre Renten aber unsicher sind.
„Stell‘ dich nicht so an, Oma“,
sagt die Pflegerin im Altenheim.
Stell‘ dich nicht so an!
Kleine deutsche Zeitgeschichte
oder
Ich versteh‘ es nicht!
Meiers Sohn war schnell gelaufen,
um in Russland sich zu raufen.
Von Berlin bis Stalingrad
kam er zeitgerecht noch g’rad,
um am Tag, an einem heißen,
geradewegs ins Gras zu beißen.
Müllers Vater tat derweil
im KZ so seinen Teil,
hat den Juden maschinell
mal vergast – und das ging schnell.
Schmidtchens Opa im Gericht
kannte keine Gnade nicht.
Wer ein Flugblatt hat geschrieben,
kam am Montag, früh um sieben,
unters Fallbeil, trallala,
auch der Henker war schon da!
In der Stadt und der Fabrik
baute Hermann mit Geschick
Panzer, die bereits bestellt
zur Eroberung der Welt –
und verdiente gutes Geld!
Dr. Lehmann, approbiert,
hat Methoden ausprobiert
an Debilen und an Schwachen –
na, das war doch nicht zum Lachen!
Nicht vergessen die Pastoren,
denen man hat so vertraut.
Leider war das Gottvertrauen
wohl auf etwas Sand gebaut.
Ach, Pastoren, ach die Pfarrer,
treu in der Verlogenheit,
Gottesmänner, Pharisäer
überleben alle Zeit.
Plötzlich war der Spuk vorbei,
Paulchens Mutter war dabei,
jetzt die Trümmer aufzuräumen,
fraß die Blätter von den Bäumen,
hatte ihre liebe Not,
Sohn und Gatte waren tot.
Ja, das Leben, es ging weiter,
bald schon war man wieder heiter.
In den Ämtern, den Parteien,
ach, man sollte doch verzeihen,
waren wieder viele da
aus SS und aus SA.
Drüben, in dem andren Teil,
das war eigentlich ganz geil,
herrschte nun der Linksfaschist,
der der bessre Mensch ja ist.
Dort gab es, wie bei Herodes,
noch die Strafe, die des Todes.
Ganz gerecht, man sagen muss,
ist ja doch der Todesschuss
mit human-sozialem Blick,
so von hinten, ins Genick!
Aufgebaut und dann vereint
wurd‘ das Land, so wie es scheint,
als ein neues Staatsgebilde
- leider mit der alten Gilde.
Ach, wie stehen wir jetzt da
als der Gutmensch, wunderbar.
Führten Krieg mal kurz elf Jahre,
raufen uns jetzt leicht die Haare,
weil der Endsieg, ach wie seicht,
wieder wurde nicht erreicht!
Unsre „Freunde“, auch derweil,
führen uns an einem Seil,
spähen aus und spionieren
und wer wird denn opponieren,
wenn die Souveränität
dabei leicht zum Teufel geht.
All dies stört den Bürger nicht,
denn es ist nicht von Gewicht.
Sinnlos ist so dies Gedicht –
ich jedoch versteh‘ das nicht!
Der Sau-Staat
Sie machen die Gesetze,
doch hält sich niemand dran.
Sie üben sich in Hetze,
es staunt der kleine Mann.
Sie wollen eine Wende
auch bei der Energie.
Ein Netzwerk fehlt am Ende,
es staunen er und sie.
Sie machten auch die Bahn privat,
es kommt kein Zug mehr pünktlich.
Es gibt nicht nur Tarifsalat,
es staunt der Mensch sehr gründlich.
Sie wollen einen Veggie-day
und Menschen so dressieren.
Der Mensch, er ruft nun langsam „hey“,
kann kaum sich amüsieren.
Die Ausspähung ist jetzt vom Tisch,
seht her, wir machen den Vertrag.
Vom Kopf stinkt nun auch dieser Fisch,
staun nur und nicht verzag.
Die Drohne kostet Geld, nicht fliegt,
wir zahlen die Millionen.
Wie schön, dass mal die Dummheit siegt,
da kann sich Staunen lohnen.
Sie wollten Arbeit gern für alle
und gaben uns Hartz vier.
Nun ist das Ganze eine Falle,
jetzt heißt es: staun und vegetier!
Wir ziehen ab vom Hindukusch
mit Reiter, Ross und Wagen.
Zurück bleibt größerer Verdruss,
das muss man jetzt wohl sagen!
Der Rauch, der durch die Wohnung zieht,
belästigt unsre Mieter.
Herr Würstchen Steuern hinterzieht,
der Richter staunt, dann geht er.
Wenn dies alles so weiter geht,
dann wird’s den Sau-Staat geben.
Schon heut‘ es mir zum Halse steht,
mit Staunen stets zu leben.
Land des Elends
Hier hungert noch keiner,
der Rentner, der Rainer,
er sucht nach den Flaschen,
er muss sie noch waschen -
er braucht halt das Pfand!
Es ist ja so reich –
dieses schöne Land!
Hier wird gut regiert,
denn sie sagen es täglich.
Die Wirklichkeit, leider,
ist eher zu kläglich.
Die Nacht ist schwarz,
das ist schon rassistisch,
wer anderes denkt,
der gilt als faschistisch.
Ach, wir sind bereichert
durch junge Männer.
Sie stechen sie ab –
unsere dummen Penner.
Sie achten die Frauen
und prügeln sie tot.
So ein Flüchtling -
er leidet oft große Not!
Nun seid frohen Mutes,
denn alles wird gut.
Herr Trump, der Verbrecher,
nimmt bald seinen Hut!
In Weißrussland siegt die Opposition,
bei uns brauchen wir nicht ihre Demonstration!
Hier ist, wie wir sehen, alles perfekt.
Wer hier protestiert, hat keinen Respekt.
Das Elend beschwört nur der Psychopath.
Das ist die Methode in unserem Staat!